Im Winterhalbjahr sind die Entbehrungen im Kultur- und Kunstbereich noch deutlicher als in den vergangenen Monaten, „Viele leiden darunter, dass es so still ist im Land“, traf Susanne Bay die Befindlichkeit, die ihr viele Anfragen und Kontakte spiegeln – „aber es ist eine besondere Schwierigkeit, in Krisenzeiten Planbarkeit herzustellen“, gab sie zu bedenken. Auf Seiten der Aktiven macht sich Frustration breit über entgangene Engagements oder Auftritte und auch Ärger bestimmtdie Gefühlslage bei Akteur*innen im Kunst- und Kulturbereich, die das Bundeskanzleramt in unglücklicher Kommunikation kurzerhand mit Freizeiteinrichtungen in einen Topf geworfen hat. Diese Akteur*innen kamen zu Wort im digitalen Austausch, zu dem Susanne Bay, die Heilbronner Grünen-Abgeordnete, Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, eingeladen hatte.
Matthia Löbke zum Beispiel, Ausstellungsleiterin in der städtischen Kunsthalle Heilbronn, überbrückt mit digitalen Angeboten die Zeit, bis wieder Veranstaltungen und Publikumsverkehr möglich sind. Sie erfuhr, wie die meisten Teilnehmerinnen an dem Abend, dass sie nicht allein ist mit ihrem Problem. Der selbstständige Musiker Ralf Baumgärtner aus Eppingen, der seit Mitte März 80 Prozent seines Umsatzes einbüßt, erhielt wichtige Informationen im Austausch mit Staatssekretärin Petra Olschowski: Zusätzlich zu seiner Förderung durch das baden-württembergischen Programm „Kunst trotz Abstand“ kann er als Soloselbständiger Überbrückungshilfe beantragen. Da geht es um den fiktiven Unternehmerlohn bis zu 1180 Euro, der angerechnet werden kann – Baden-Württemberg war hier übrigens Vorreiter, betonte Olschowski.
Die Politikerinnen erklärten, woher viel Unsicherheit rührt: Weil neben speziellen Berufsgruppen auch z. B. Amateurmusiker*innen oder Chöre betroffen sind, Tanzschulen oder Galerien – die dem Wirtschaftsministerium zugeordnet sind -, können sie die zur Verfügung stehenden Fördermöglichkeiten oft nicht aufs Erste ausmachen. Deshalb bietet die Landesregierung unter der Hotline 0711 90715413 Orientierung.
Zu der Frage, wann Kultur wieder stattfinden kann, die nach Ansicht vieler Teilnehmer*innen am „Schwätzen statt hetzen digital“ mit vorbildlichen Hygienekonzepten gut gewappnet ist, konnten die Politikerinnen nur vertrösten: „Wir müssen die Entwicklung der Infektionszahlen beobachten“, warb Olschowski für Verständnis. Eine große Rolle spiele die Abwägung, dass man Einschränkungen im öffentlichen Leben brauche um zumindest Schulen geöffnet zu halten. Sie weiß um die Bedeutung z.B. des gemeinsamen Singens, deshalb stieß die Anregung von Erwin Köhler auf Interesse, in einer Art kommunaler Börse öffentliche Räume für Chor- und Musikproben zur Verfügung zu stellen. „Manches ist mit Geld nicht lösbar“, stellte Susanne Bay fest, aber womöglich über Netzwerke Gleichgesinnter.
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