Bild: Lena Lux

Tierschutz braucht die gesellschaftliche Debatte

Von Schlachthöfen bis Küken:
Diskussion mit Thekla Walker und Susanne Bay

In der jüngsten Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Schwätzen statt hetzen digital spezial“ der Heilbronner Landtagsabgeordneten Susanne Bay (GRÜNE) war jetzt Landtagskollegin und tierschutzpolitische Sprecherin Thekla Walker (GRÜNE) aus Böblingen zu Gast.

Schnell wurde deutlich: Tierschutz ist eine Herzensangelegenheit der Grünen. Ob Massentierhaltung, Tiertransporte, Tierversuche, die Zustände in vielen Schlachthöfen, Dumpingpreise in der Landwirtschaft oder Haltungsbedingungen – kaum ein Thema blieb unausgesprochen. Solange der Mensch Tiere für seine Zwecke nutzt, müssen die Haltungsbedingungen bestmöglich sein, so der Tenor der Politikerinnen. Der Tierschutz sei als Verfassungsziel verankert, entsprechend dürfe Tieren kein vermeidbares Leid zugefügt werden.

Die Diskrepanz zwischen Vorgabe und Realität zeigt sich zuletzt auch in Corona-Zeiten in manchen Schlachthöfen. Teils untragbare Arbeitsbedingungen beschleunigen das Infektionsgeschehen. Horroraufnahmen von Tierschützer*innen bezeugen zudem immer wieder Misshandlungen von Tieren, etwa aufgrund nicht fachgerechter Betäubung. Fehlendes geschultes Personal, aber auch ein Mangel an Kontrollen wurden im digitalen Forum diskutiert. Ein Paket mit 25 Millionen Euro habe die Landesregierung auf den Weg gebracht, um mehr Personal bereitzustellen, Schlachthöfe zu sanieren oder mobile Schlachtsysteme zu installieren. Das sei aber nicht ausreichend. „Fleisch ist einfach zu billig“ so Thekla Walker, die Produktion stoße an ihre Grenzen. Um Abhilfe zu schaffen sei auch auf EU-Ebene viel Geld im System. Dennoch gelte es auch, klare ethische Entscheidungen zum Wohl der Tiere zu treffen.

So sprach sich Walker gegen den sogenannten Kastenstand bei Mutterschweinen aus. Dabei werden Schweine so gehalten, dass ihre Bewegungsfreiheit massiv einschränkt wird – selbst das Ausstrecken der Beine sei nicht mehr möglich. Als Land habe man sich im Bundesrat dafür eingesetzt, zur Gruppenhaltung überzugehen. Die Fristen, die hierfür angedacht sind, seien allerdings viel zu lang.

Bei Tierversuchen verfolgen die GRÜNEN die Strategie „reduzieren-verbessern-ersetzen“ – auch vor dem Hintergrund, dass sich die wissenschaftliche Erkenntnis zur Schmerzwahrnehmung von Tieren verändert hat. Etwa an Universitäten müssten Tiere nicht zwangsläufig für Versuche gebraucht werden. Hierbei gelte es, Alternativen zu entwickeln. 

Tiertransporte von Kälbern in Drittländer wurden – auch auf Druck der Grünen – seit Sommer 2020 bis auf weiteres ausgesetzt, so Thekla Walker. Die Zustände seien untragbar gewesen. Die Partei wendet sich auch gegen das Schreddern von männlichen Küken. Ab 2022 soll hier ein Stufenmodell zur Abschaffung dieser Methode greifen. Man setze hier auch auf Techniken, die zum Beispiel bereits im Ei feststellen können, ob Küken männlich oder weiblich sind.

Fest stand zum Ende der ernsthaften Diskussion, dass die Frage zum Umgang mit Lebewesen einer grundlegenden gesellschaftlichen Debatte bedarf. Diese müsse mit mehr Aufklärung geführt werden, etwa an Schulen und Bildungsstätten. Die Wertschätzung für Lebensmittel müsse wieder wachsen, regionale Produktion unterstützt, artgerechte Haltung und naturnahe Produktion gestärkt und gefördert werden, so Fachfrau Walker. Auch insofern sei „Grün“ die Farbe der heutigen Zeit.

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