Susanne Bay mit Verkehrsminister Winne Hermann beim Neujahrsempfang des Kreisverbands Heilbronn. Fotos: Tilman Dautel

Grüne sind gefragt: Mut zur Verantwortung

Beim großen Begrüßen im Ratskeller fiel die Viertelstunde Verspätung, mit der Susanne Bay zum Neujahrsempfang der Kreisgrünen in Heilbronn ankam, nicht sehr ins Gewicht. Weil Verkehrsminister Winfried Hermann zu Gast war, geht es eher als Schmankerl in die Kreisverbandsgeschichte ein, dass wieder einmal der Regionalexpress aus Stuttgart nicht vorangekommen war.

Um den Öffentlichen Personennahverkehr, um Schiene und Fahrrad als Mobilitätsalternativen im Alltagsverkehr ging es nachher unter anderem in der Rede des Ministers – und auch um die scharfen Maßnahmen, die sein Ressort gegen die „Schlechtleistungen“ der Bahn aufbietet, darunter der wöchentliche Rapport der Bahn-Verantwortlichen beim Ministerium.
Vorab aber grüßte Susanne Bay zahlreiche geladene Gäste, angefangen bei Oberbürgermeister Harry Mergel über Vertreter*innen vieler Heilbronner Institutionen in Haupt- und Ehrenämtern und natürlich die Grünen Mitglieder.
Der Kreisverband hatte eingeladen und auch wenn das Jahr Mitte Februar noch jung ist, fühle es sich, aus weltpolitischer Warte betrachtet, „schon wieder ziemlich gebraucht“ an, fand Bay. Heruntergezoomt auf das eigene politische Umfeld machte sie Herausforderungen aus, die sich sehr wohl auf das große Ganze auswirken – und die von der Politik, aber auch von jedem Einzelnen den Mut fordern, „Verantwortung für die globalisierte, technisierte, vernetzte  und in fragilem sozialem und ökologischem Zustand befindliche Welt“ zu übernehmen.

Den Gedanken der globalen Verantwortung griff Winfried Hermann mit Blick auf viele wichtige Wahlen 2017 in Deutschland und Europa auf: Wer alle Vorzüge des Welthandels nutze, dürfe nicht so tun, als gingen ihn Probleme in anderen Weltgegenden nichts an. Gerade von den Grünen erwarte er, dass sie im Bundestagswahlkampf ihre passive Position verlassen und sich aktiv einbringen, „sonst werden auch bei uns die Trumpler gewinnen“, warnte er. Im Wahlkampf ein faktenbasierter Diskurs, in der Regierung Kompromissfähigkeit – so beschrieb er „die einzige Möglichkeit der Demokratie“. Letztere übrigens eine Dauer-Herausforderung, für die man täglich streiten müsse, gerade auch in Europa, das er als „großes Friedensprojekt“ andernfalls gefährdet sieht.

Natürlich verließ der Verkehrsminister Heilbronn nicht ohne auf sein Thema Mobilität einzugehen: In der Stadt selbst und im Umland sieht er „großes Potenzial“ für nachhaltige Mobilität im ÖPNV, im Rad- und Fußverkehr. Um bis 2020 die Treibhausgase um 25 Prozent zu senken, muss sich Baden-Württemberg anstrengen: Allein 33 Prozent der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung gehen im Ländle auf das Konto der Automobile. Um in Zukunft klimaneutral unterwegs sein zu können, müsse man schnell beginnen, neue Antriebstechniken einzusetzen – „nicht über das Neue reden, aber das Alte weitermachen“, so gehe es nicht, mahnte der Minister. Aus einem Gespräch mit Vertretern aus der Kommunalpolitik und der Zabergäubahn-Initiative vor dem Neujahrsempfang ließ er die Gäste wissen: Um die Zabergäubahn zu reaktivieren, seien Wirtschaftlichkeitsstudien und standardisierte Bewertungen nötig und das Land werde helfen, diese zu ermöglichen.
So viel Gesprächsstoff griffen die rund 80 Gäste im Ratskeller begierig auf und diskutierten kontrovers die gesetzten Themen – von lokal bis global.

 

 

 

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