Zu Gast bei Susannes Bays „Schwätzen statt hetzen digital spezial“ war MdL und agrarpolitischer Sprecher Martin Hahn
Seit 2011 ist der ehemalige Bio-Landwirt Abgeordneter für den Bodenseekreis im Stuttgarter Landtag und agrarpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion. Gleich zu Beginn machte Hahn deutlich, dass er den Ausgleich zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft sucht. Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz habe die Grün-geführte Landesregierung das fortschrittlichste Gesetz zum Schutz der Artenvielfalt in Europa durchgesetzt – unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Perspektive: Das Volksbegehren „Pro Biene“ hätte für ein gutes Drittel der Betriebe in Baden-Württemberg das Aus bedeutet. Angestoßen durch die Grünen sei aber ein Dialog zwischen Umweltschützer*innen und Landwirt*innen entstanden, dessen Ergebnis für Berlin als Beispiel tauge, so Hahn.
Viele Höfe schließen ihre Tore für immer. Hahn sieht die Hauptprobleme dafür in den letzten Jahren in zu geringen Erzeugerpreisen und in der mangelnden Planungssicherheit. Als Lösungsansatz skizziert Hahn eine nationale Haltungskennzeichnung für Fleisch nach dem Vorbild der Eierkennzeichnung. Für Frischeier im Handel habe die Kennzeichnungspflicht große Wirkung gezeigt. Nun müsse sie auf so genanntes Flüssigei ausgeweitet werden, wie es für verarbeitete Produkte verwendet werde. Einig war man sich in der digitalen Gesprächsrunde, dass freiwillige Lösungen nicht funktionierten: Ohne klare Vorgaben der Politik werde es keine Verbesserungen geben. Susanne Bay wies darauf hin, dass auch der Lebensmitteleinzelhandel in der Pflicht sei, faire Preise an die Erzeuger*innen zu zahlen und diesen auf längere Sicht Perspektiven zu bieten.
Die mitdiskutierenden Landwirte aus der Region sahen darüber hinaus ein Problem in der mangelnden Wertschätzung ihrer Arbeit. Hahn pflichtete bei und betonte, „dass eine gesellschaftliche Debatte darüber notwendig sei, was uns qualitativ hochwertige Lebensmittel wert sind“. Ein neuer Gesellschaftsvertrag für die Landwirtschaft ist aus Hahns Sicht ein wichtiger nächster Schritt um für die Bäuerinnen und Bauern in Baden-Württemberg Perspektiven zu schaffen. Denn schließlich gelte, so resümierte Susanne Bay: „Landwirtschaft geht uns alle an“.
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