Bei 30 Grad mit Kaffee und Kuchen unterm grünen Sonnenschirm – so war die Heilbronner Landtagsabgeordnete Susanne Bay in der ersten Juliwoche anzutreffen. In der Sülmercity, auf dem Wochenmarkt in Leingarten oder auf dem Recyclinghof in Nordheim. „Schwätzen statt hetzen“ hat Bay ihre Sommertour überschrieben. Es ist ein Gesprächsangebot zusätzlich zu den vielen Veranstaltungen, bei denen sie mit Bürgerinnen und Bürgern redet und zusätzlich zu ihren Bürosprechstunden, zu denen man sie besuchen kann. Warum macht sie das, es ist doch kein Landtagswahlkampf? Bei dieser Frage kommt Susanne Bay auf Touren: „Mein Interesse kann doch nicht termingebunden sein. Politik muss zu jeder Zeit von den Menschen her gedacht werden. Sonst dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir sie nicht erreichen“, erklärt sie. Und dass ihr genau das an ihrem Job gefällt: Zuhören, was die Menschen bewegt, worüber sie sich ärgern und was sie aufregt, was sie freut oder worüber sie sich Sorgen machen, „damit ich es weitertragen und in die Gremien bringen kann“.
Intensiv waren manche Diskussionen an dem kleinen Gartentisch, an dem Bays Gäste Platz nahmen. Auf dem Christophplatz im unteren Industriegebiet gingen sogar die Stühle aus. Und lebendig ging es zu. „Das fehlt mir in manchen Auseinandersetzungen in den sozialen Medien: ein Austausch, bei dem auch andere Meinungen respektiert werden. Wo das fehlt, kann die Stimmung kippen in Hetze gegen anders Denkende“, sagt Bay.
Beim Kaffeeplausch, Auge in Auge mit dem Gegenüber, reichte der Gesprächsstoff von Heilbronn-spezifischen Themen wie etwa die hiesige Schulentwicklung über die Landeswohnbaupolitik bis hin zu Bundes- und sogar globalen Fragen. Der Klimawandel beschäftigt die Menschen, gerade nach Amerikas Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. In direkten Zusammenhang damit sehen Viele die ungewisse Entwicklung der Migrationsbewegungen auf der Welt. Die Schicksale Geflüchteter treiben die Menschen genauso um wie die Frage, wie Europa mit ihnen umgehen sollte. Um Altersarmut drehten sich die Gespräche, um Griechenland, um das Für und Wider eines Grundeinkommens, um die Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden, aber auch um nicht-politische Fragen wie das Christsein in unserer Zeit oder um die Ergebnisse der jüngsten Fußballspiele.
„Es ist einfach das ganze Leben, das sich da an meinem Gartentischchen entfaltete, das finde ich großartig“, nimmt Susanne Bay viele Aufgaben für ihre weitere Arbeit mit. Genauso wichtig ist ihr aber, dass sie die Gefühlslage ihrer Gesprächspartner erspüren konnte. Das funktioniere besser, wenn man in Ruhe miteinander „schwätzt“ statt, wie sonst meist, durch den Alltag zu hetzen, habe sich erwiesen. „Manche Begegnungen waren leider nicht konstruktiv und ich habe mir auch Beschimpfungen angehört, ohne dass die Leute mir wirklich sagen mochten, was sie denken“, räumt Bay ein. Ihre Sommertour findet sie dennoch gelungen: „Für die vielen positiven Begegnungen hat es sich mehr als gelohnt“.
Gereift ist in dieser Woche der Entschluss, „schwätzen statt hetzen“ nach und nach in allen Stadtteilen und Wahlkreisgemeinden anzubieten. „Ich freue mich, wenn der eine oder die andere vielleicht im zweiten Anlauf an meinen Tisch kommt. Es ist eine Einladung.“
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