Biologische Vielfalt nützt auch Städten
Susanne Bay: „Vom Sonderprogramm der Landesregierung profitieren wir alle“
Die Messlatte beim Naturschutz liegt in Baden-Württemberg hoch. Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen der letzten zwei Wochen hat die Grün-Schwarze Regierungskoalition unter anderem das Sonderprogramm zum Erhalt der Artenvielfalt für Baden-Württemberg zur Beratung im Parlament auf den Weg gebracht. Rund 30 Millionen Euro werden in den kommenden zwei Jahren zusätzlich in dieses Programm fließen.
Ein ganzes Bündel von Naturschutzmaßnahmen, verantwortet von Umwelt-, Landwirtschafts- und Verkehrsministerium, soll umgesetzt werden. So sind etwa der Erhalt und die Entwicklung von Natura 2000-Gebieten, Extensivierungsmaßnahmen in der Kulturlandschaft, Moorschutz, ein landesweiter Biotopverbund und die Optimierung von Naturschutzgebieten Bausteine des Programms. Land- und Forstwirtschaft sind mit der Weiterführung bestehender Maßnahmen einbezogen. So sollen zum Beispiel wertvolle Streuobstbestände gestärkt werden. Die Ausweitung und Verbesserung von Blühstreifen für Insekten sowie eine Strategie zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft steht außerdem auf dem Plan. Schließlich will Verkehrsminister Winfried Hermann durch eine Aufwertung der straßenbegleitenden Grünflächen dem Artenrückgang aktiv entgegentreten, indem artenreiche Pflanzenmischungen ausgesät und die Flächen nur zweimal im Jahr gemäht werden.
Damit überprüft werden kann, wie wirksam das Programm ist, ist mit einem so genannten Monitoring auch eine Inventur der Tierarten vorgesehen, um bei Auffälligkeiten zielgerichtet reagieren zu können. Dafür stehen weitere sechs Millionen Euro bereit.
„Gut, dass wir bei diesem Beschluss die Umweltverbände hinter uns wissen“, sagt die Heilbronner Grüne Landtagsabgeordnete Susanne Bay. Deren Wunsch, das Programm über die zwei nächsten Haushaltsjahre hinaus fortzusetzen, findet sie berechtigt.
Als Sprecherin ihrer Fraktion für Bauen und Wohnen hat sie auch die Bedeutung der Artenvielfalt für den Lebensraum Stadt im Blick. „Wir müssen bei der Stadtplanung mit der Begrünung von öffentlichen Räumen, baulichen Anlagen und in privaten Gärten dazu beitragen, Biodiversität auch im städtischen Verdichtungsraum zu verbessern. Damit einher gehen muss eine Minimierung der Bodenversiegelung, was unter anderem für besseren Wasserrückhalt sorgt.“ Naturschutzmaßnahmen in Ballungsräumen seien immer auch geeignet, das Stadtklima zu verbessern und in Hitzesommern für ausreichende Durchlüftung zu sorgen.
Sorgen bereitet Bay das Phänomen, dass (Vor)gärten in Städten und Gemeinden zunehmend nicht mehr die Bezeichnung „Garten“ verdienen. „Dieser Entwicklung dürfen wir nicht einfach zuschauen“, meint die Abgeordnete. Vorgaben, wie sie Heilbronn etwa im Bebauungsplan Neckarbogen macht, um Steinwüsten in Gärten zu verhindern, hält sie für statthaft. „Wir müssen auch ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Grünflächen in Wohngebieten schaffen. Städtebauliche Instrumente, die uns zu diesem Zweck zur Verfügung stehen, nutzen wir. Schon die Landesbauordnung regelt, dass die nicht überbauten Flächen bebauter Grundstücke grundsätzlich Grünflächen sein müssen.“ Zu Recht, findet Bay: „Es gibt doch kaum etwas Schöneres, als in unseren beschleunigten Zeiten auch ein Stück Natur in der Stadt zu genießen.“
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