Im letzten Beitrag wurde es bereits umfangreicher diskutiert: Innenentwicklung spart Flächen. Statt an den Rändern von Siedlungen wichtige Naturräume aufzugeben – mit allen negativen Folgen für Artenvielfalt, Wasserhaushalt und Mikroklima – erschließt sie innerstädtische Baupotenziale. Damit bringt uns Innenentwicklung auch näher an das im grün-schwarzen Koalitionsvertrag festgehaltene langfristige Ziel der Netto-Null, also den Grundsatz, nicht mehr Flächen zu verbrauchen, als der Natur zurückgegeben werden können. Heute verlieren wir in Baden-Württemberg täglich im Schnitt 5,2 Hektar Flächen durch Versiegelung. Das darf nicht so bleiben.
Baugebiete an den Rändern von Städten und Gemeinden haben aber noch einen weiteren Nachteil: Sie verfügen über keine gewachsene Infrastruktur. Diese muss entweder bei der Ausweisung des Baugebiets vollständig mitgeplant werden – oder neue Viertel sind von öffentlichem Nahverkehr, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten abgeschnitten. Bei Innenentwicklungsprojekten dagegen kann die bereits bestehende Infrastruktur mitgenutzt oder bei Bedarf ausgebaut werden. Durch die höhere Siedlungsdichte werden die Viertel sogar attraktiver für Nahversorger wie Einzelhändler*innen oder Supermärkte, aber zum Beispiel auch Ärzt*innen, weil nun mehr Menschen in ihrem Einzugsgebiet leben. Und schließlich muss weniger Verkehrsinfrastruktur bereitgestellt werden, weil Menschen, die in einer gewachsenen Siedlung wohnen, viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen können.
Die Nutzung von bekannten Infrastrukturen macht das Leben in der Mitte von Städten und Gemeinden natürlich auch anziehender als in neuen Wohnsiedlungen am Rand. Viele Kommunen haben die Erfahrung gemacht, dass sie trotz der großzügigen Ausweisung neuer Baugebiete kaum Einwohner dazugewinnen, weil ihre Innenbereiche ausbluten. Innenentwicklung mit einem attraktiven Ortskern kann ein erfolgreiches Alternativkonzept sein. Vertrautheit statt Anonymität ist auch ein Standortvorteil. Unser Ziel ist es, dass nur dort neue Baugebiete ausgewiesen werden, wo keine realistischen Innenentwicklungschancen bestehen.
Also: Innenentwicklung schafft Viertel, in denen Menschen sich wohlfühlen. Wie aber sorgen wir dafür, dass ihre Wohnung ebenso attraktiv ist? Dafür kann das Land vor allem über die Landesbauordnung (LBO) bauliche Standards festlegen. Das wird das Thema des nächsten Beitrags sein.
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